Vorbeugen ist besser als Heilen!
Bei bereits gewalttätigen Fans müssen repressive Mittel erhalten – bei gewaltbereiten Fans kann hingegen die Prävention teilweise Schlimmeres verhindern. Die bürgerliche Ratsseite erkannte jedoch schon diese Unterscheidung nicht. Sie empörten sich, dass an Fussballspielen bürgerkriegsähnliche (!) Zustände herrschen und bezeichneten schlicht praktisch alle Fans als Hooligans. Mit Verlaub: Wenn nur schon die Hälfte aller Matchbesucherinnen und –besucher (also die gesamte Südkurve) gewaltbereit wären, hätten wir längst ganz andere Probleme…
Die Debatte zur Unterstützung der Fansozialarbeit verkam so zu einer eigentlichen Stellvertreter-Diskussion rund um Gewalt beim Letzigrund.
Man kann ja die Fansozialarbeit als Teil der Präventionsmassnahmen durchaus kritisch hinterfragen – wenn aber gerade aus (ehemals?) liberaler Ecke auch hier wieder nur der Schrei nach Repression kommt, scheint mir der Wille, Gewalt präventiv (sic!) zu verhindern, nicht vorrangig zu sein. Die Fansozialarbeit ist aber durchaus nützlich: Ich habe einige Einblicke in die Fansozialarbeit gehabt und erlebte, dass die Fansozialarbeiterinnen und –arbeiter in erster Linie den Dialog mit den durchaus gesprächsbereiten Fans suchen. Dabei besteht die Aufgabe, nebst der Scharnierfunktion zwischen Polizei, Klubs und Kurven, hauptsächlich darin, die Energie und Kreativität der Fans positiv umzusetzen. Dies gelingt z.B. indem den Fans Selbstverantwortung übertragen wird oder indem ihnen aufgezeigt wird, was Provokationen bzw. gewaltbereites Handeln auslösen können.
Wir sollten uns aber keine Illusionen machen: Irgendwann und irgendwo wird es wieder zu übermässigen Ausschreitungen kommen – dies lässt sich weder mit repressiven noch mit präventiven Mitteln vollständig verhindern. Jede Verhinderung von Vandalismus durch die Fansozialarbeit rechtfertigt diese jedoch und ist Grund genug, sie weiterhin zu unterstützen.