Persönlich-Kolumne: Un(v)ermessbar
Mein Alltag ist prall gefüllt mit strategischen Entscheiden, politischen Fragestellungen und Budgets, neuen Gesetzen oder neuen Finanzierungssystemen. Die Ökonomisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. Effizienz ist gefragt. Es gibt Kennzahlen und Prozesse, durchschnittliche Aufenthaltsdauern und Pflegestunden. Alles soll messbar und vor allem auch verrechenbar sein.
Zu guter Behandlung und Pflege gehören aber viel mehr als abstrakte Entscheide und Zahlen. Es gibt Dinge, die nicht messbar sind. Zum Glück! Menschen, die ins Spital kommen, sind oft aus ihrem Lebensrhythmus geworfen. Sie sind verunsichert, brauchen ein offenes Ohr und Verständnis für die Sorgen, die sie sich machen. Jede Patientin, jeder Patient ist anders. Im Spital tauchen Fragen auf, welche die Medizin allein nicht beantworten kann. Fragen nach Sein und Vergänglichkeit, die Frage nach dem Sinn oder Fragen zu Leid und Schmerz. Selbst wenn man im Alltag nichts am Hut hat mit Religion und Spiritualität. Und es braucht Menschen, mit denen man sich darüber austauschen kann – wenn man das will – und die sich dafür Zeit nehmen können. Ungeachtet von finanziellem Druck. Manchmal ist es ein Gespräch, das hilft. Wissen, dass noch jemand da ist, der die schwierige Situation zusammen mit der Patientin, dem Patienten, mit den Angehörigen aber auch mit dem Team aushält und unterstützt. Diesen Mehrwert leisten unsere Spitalseelsorgerinnen und Spitalseelsorger. Und dieser Mehrwert ist ein unermesslich wichtiger Beitrag.