Ein Hoch auf die Konsenskultur!
Als Mediatorin ist für mich die konstruktive Beilegung eines Konfliktes stets das oberste Ziel. Die Konsenskultur ist in der Schweiz fest eingebettet und hat eine lange Tradition. Was nicht viele wissen: den Grundstein für unser Friedensrichteramt legte Napoleon. Damals, als sich die Kantone gegeneinander aufbrachten, gar verkracht haben, legte er ihnen nahe, sich zurückzuziehen und ihre Verfassungen zu schreiben – in einer konsensualen Art. Also in Übereinstimmung der Meinungen. Der Friedensrichter, die Friedensrichterin als Schlichtende auf unterster Ebene wurde im Jahr 1809 geboren.
Konsens heisst für mich nicht „eine faule Lösung“ zu finden. Konflikte sollen im Rahmen des Gesetzes und der Gerechtigkeit im Sinne aller Beteiligten gelöst werden. Und vor allem sollen sich danach alle noch in die Augen schauen können. Getreu nach dem Motto „Strich drunter“ können sich die Parteien nach der Verhandlung wieder auf die Zukunft konzentrieren – der Konflikt soll nicht weiter gären.
Die Funktion eines Friedensrichters sehe ich daher als eine Art gesellschaftlichen Kitt. Denn eine Gesellschaft, die ihre Kontroversen löst und nicht darauf bedacht ist, die Fronten zu härten und um jeden Preis zu gewinnen, hat bereits gewonnen. Leider geht dies an den Gerichten, wo in zivilrechtlichen Fällen teilweise viel Zeit und Geld dafür aufgewendet wird, einen Gewinner zu küren, verloren. Wir leben in einer bunten Welt der Farben und nicht im schwarzweiss einer „Gewinner-Verlierer-Mentalität“.