Mittelschicht und Mittelstand –

Antwort auf eine Frage der NZZ

Die NZZ hat die StadtratskandidatInnen gefragt, wie sie den «Mittelstand» definieren würden – hier meine Antwort (in der NZZ vom Montag 22. Februar erschien sie nur gekürzt). Im Text verwende ich «Mittelschicht» und nicht «Mittelstand». Denn der Mittelstand ist ein historisch entstandener Begriff für KMU, Gewerbe, Familienunternehmen. Menschen bilden die Mittelschicht, und über die Menschen schreibe ich hier, da die NZZ diese meinte. Die SVP vermischt die beiden Begriffe. Bewusst?

Die Mittelschicht ist in einer Demokratie staatstragend: unabhängig, gebildet, aktiv. Man hat was man braucht und sticht nicht unanständig heraus. Wer hauptsächlich vom Arbeitseinkommen lebt, gehört dazu: die Pflegefachfrau, der Elektriker mit eigenem Betrieb, die Rechtsanwältin oder der Bauingenieur. Es ist eine grosse und vielfältige Gruppe mit einem Haushalteinkommen von meist zwischen 70 000 und 130 000 Franken.

Im Gegensatz zur Unter- bekommt die Mittelschicht praktisch keine direkte staatliche Unterstützung. Gerade Familien liegen einkommensmässig knapp über der Grenze für eine Krippenvergünstigung, eine Wohnsubvention oder eine Prämienverbilligung. Die Mittelschicht fühlt sich unter Druck: Von oben, weil sich die Reichen mit Wohnsitzwechseln und anderen Tricks ums Steuerzahlen drücken können, von unten wegen vermeintlichen (und ein paar tatsächlichen) «Sozialschmarotzern». Vielen in der Mittelschicht bleibt weniger zur freien Verfügung als vor einem Jahrzehnt. Darum setzen wir uns für die Stärkung ihrer Kaufkraft ein.