Fraktionserklärung zur Kongresshausdebatte

Die SP-Fraktion und auch die SP als gesamte Partei haben sich sehr sorgfältig und intensiv mit dem heute traktandierten Geschäft auseinandergesetzt. Engagiert und kontrovers wurde an einer Fraktionstagung und an einer Delegiertenversammlung der SP über den Bau eines neuen Kongresszentrums am See befunden. Das Ergebnis beider Debatten ist bekannt: Eine Mehrheit hat sich für das Projekt entschieden.

Eine stattliche Minderheit vertritt die Meinung, das alte Kongresszentrum sei aus denkmalpflegerischen Gründen zu schützen und der Standort wie auch das vorgeschlagene Projekt seien nicht optimal. Sie wird heute Abend auch zu Wort kommen.

 

Die Mehrheit ist der Meinung, dass es jetzt an der Zeit und notwendig ist, ein neues, den Anforderungen der Stadt Zürich entsprechendes Kongresszentrum zu bauen; ein Kongresszentrum, das kleinere wie auch grosse, zusätzliche Kongresse nach Zürich bringen kann. Das neue Kongresszentrum bietet die Chance, die Synergien mit dem Bildungs- und Forschungsstandort Zürich und grossen Kongressen zu nutzen. Es lässt aber auch Platz für Veranstaltungen von Zürcherinnen und Zürchern, für kleinere Anlässe von Vereinen, Firmen usw.

 

Das alte Kongresshaus kann dies nicht. Grosse Kongresse sind heute nicht durchführbar und eine gleichzeitige Nutzung von Tonhalle und Kongresshaus ist praktisch nicht möglich. Das alte Kongresshaus war einmal von hohem architektonischem Wert – darin sind sich alle einig. Davon ist jedoch seit dem Umbau Mitte der 80er Jahre nur noch sehr wenig vorhanden. Es droht eine Denkmalruine, von der niemand weiss, wie sie denn sinnvoll zu nutzen wäre. Hohe, dringend anstehende Investitionen für eine Sanierung zu tätigen, wären angesichts dieser Ausgangslage finanzpolitisch kaum zu vertreten.

 

Im Zentrum der Debatte steht auch die Frage nach dem optimalen Standort. Die Lage am See kann mit Fug und Recht als optimal bezeichnet werden. Weniger optimal sind jedoch die Besitzverhältnisse und die Vielzahl von Akteuren, die beim Projekt mitentscheidend sind. Betrachtet man hingegen die anderen Standorte, die immer wieder aufgegriffen werden, kann man unschwer feststellen, dass die Verhältnisse auch an diesen anderen Orten nicht einfacher wären und für eine Neuprojektierung so viel Zeit ins Land gehen würde, dass wohl damit zu rechnen wäre, dass ein Kongresszentrum schneller ausserhalb von Zürich entstehen würde.

 

Nutzen wir also die Chance und sagen ja zum neuen Kongresszentrum, das mit dem Entwurf von Moneo nicht nur ein funktional hervorragendes Projekt sondern auch in Bezug auf die architektonische Qualität eine Visitenkarte für die Stadt darstellen kann. In einem ersten Schritt soll nun Land gekauft werden und in einer späteren Phase werden wir uns mit der für die SP-Fraktion wichtigen Finanzierungsfrage zu befassen haben.

 

Heute geht es aber letztlich darum, dass das Zürcher Stimmvolk über die Grundsatzfrage entscheiden kann, ob es ein neues Kongresszentrum am See haben will oder nicht. Deshalb bitten wir Sie, den Weisungen zuzustimmen; am 1. Juni werden wir die Meinung der Zürcherinnen und Zürcher kennen.